09.04.2024
Sollte man alte Füllungen tauschen lassen? Wir informieren.
Kunststofffüllungen sehen schöner aus als Amalgamfüllungen. Auch den Langzeittest haben sie bestanden. Trotzdem muss der Patient die Kosten für eine Kunststofffüllung zum Teil selber tragen. Korrekt heißen sie eigentlich Kompositfüllungen (lat. compositum „das Zusammengesetzte“). Dabei täuscht der Name, denn der Kunststoffanteil beträgt nur noch etwa 20 Prozent. Der größere Anteil der Kunststofffüllung ist ein Materialmix, der aus Keramik-, Glas- und Quarzpartikeln besteht.
Dass sich die meisten Patienten für eine Kunststofffüllung entscheiden, hat vor allem ästhetische Gründe. Die Füllungen werden in der Zahnfarbe des Patienten angefertigt und sind so weitgehend unsichtbar. „Hier in unserer Zahnarztpraxis überlassen wir die Bestimmung der Zahnfarbe gern unseren Mitarbeiterinnen, weil die ein besseres Farbempfinden haben, als wir Männer“, sagt Rudolf von Eckartsberg, der seit über 30 Jahren in München als Zahnarzt tätig ist und auch die Abkehr vom Amalgam miterlebt hat.
In den 90er Jahren wurde in einer Studie (Tübinger Studie) festgestellt, dass die Amalgamfüllungen winzige Mengen an Quecksilber abgeben. Dazu ließ man zwei Patientengruppen Kaugummi kauen. Eine Gruppe hatte Amalgamfüllungen, eine zweite keine. Dann verglichen die Wissenschaftler den Speichel der Patienten. Sie stellten fest, dass der Speichel Quecksilber enthielt.
Im Jahr 2008 wurde bei einer erneuten Studie festgestellt, dass Amalgam doch nicht so gesundheitsschädlich ist, wie angenommen. Für uns hier in der Zahnarztpraxis München Schwabing heißt das, dass wir i. d. R. Füllungen aus Kunststoff legen. Allerdings behandeln wir auch immer wieder Patienten, die eine Amalgam-Füllung wünschen.
Die Kunststofffüllung lässt sich leicht in die zu füllende Kavität, also in das Loch im Zahn, einbringen. Es ist bei der Verarbeitung ganz weich und dadurch gut formbar.
Anschließend wird die Füllung mit einer speziellen Lampe ausgehärtet. Der keramische Materialanteil bleibt in der erstarrten Füllung und sorgt für die nötige Härte und Abriebfestigkeit beim Kauen. Ist das „Loch“ im Zahn zu groß, oder ist im Seitenzahn eine Schmelzwand des Zahnes zerstört, dann raten wir hier in unserer Praxis in Schwabing von einer Kunststofffüllung ab.
Kunststofffüllungen sind zahnfarben und dadurch „hübscher“ als die grausilbernen Amalgamfüllungen. Aber nicht nur das. Der beschädigte Zahn kann mit einer Kunststofffüllung mit weniger Verlust des Zahns (oder besser gesagt an der Zahnsubstanz) repariert werden. Das heißt, der Zahnarzt muss weniger am Zahn bohren.
Etwas aufpassen müssen Patienten, die sich einer Zahnaufhellung (auch Bleichen oder Bleaching) unterziehen. Beim Bleaching werden nur die natürlichen Zähne aufgehellt. Kunststofffüllungen, Teilkronen oder Kronen behalten ihre vorher festgelegte Zahnfarbe.
Doch es gibt auch Nachteile. Die Verarbeitung ist aufwendiger, weil die Kavität (= das vorbereitete „Loch“) angeätzt und mit einem Haftlack ausgestrichen werden muss. Insgesamt ist die Füllung dadurch teurer, als die Amalgamfüllung.
Das führt dazu, dass die Kosten für eine Kunststofffüllung nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Sie erstatten nur die Kosten für die Amalgamfüllung. Die Differenz muss der Patient selber tragen.
Da es erst seit den 90er Jahren Kunststofffüllungen gibt, wissen wir (noch) nicht, wie lange Kunststofffüllungen tatsächlich halten. Wir sehen aber hier in der Praxis, dass sie mindestens genauso lange halten, wie Amalgamfüllungen. Einige unserer Patienten haben die zahnfarbenen Füllungen bereits länger als 20 Jahre.
Voraussetzung ist allerdings, dass Sie die Zähne ordentlich pflegen. Auch eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung hilft der Füllung zu einer längeren Lebensdauer.
Allerdings kann es im Laufe der Jahre zu Verfärbungen der Füllung z.B. durch Tee, Kaffee und andere färbende Nahrungsmittel kommen. Andererseits ist eine Amalgamfüllung von Anfang an grausilbrig und wird nach und nach schwarz-silbern.
Fazit: Kunststofffüllungen sind heute Standard, weil sie zahnfarben sind und dadurch optisch nicht auffallen. Amalgam verwenden wir weiterhin auf Wunsch.
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